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Die Innovationskurve verläuft immer steiler

Präsident Arne Schönbohm spricht im Interview über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bei Fortbildungen für Bundesbedienstete

- Generalanzeiger vom 14.03.2024 -

Interview Generalanzeiger 14.03.2024
Quelle: Benjamin Westhoff

Herr Schönbohm, Sie sind ein gutes Jahr im Amt, wie sind Sie angekommen und wo lagen die ersten Schwerpunkte?
Arne Schönbohm:
Die Kolleginnen und Kollegen haben mir den Einstieg leicht gemacht. Für die Bundesakademie geht es darum, sie einerseits als zentrale Bildungseinrichtung des Bundes in den Köpfen zu verankern und das Bewusstsein zu schärfen, dass Fortbildung eine Voraussetzung für eine agile, nachhaltige Verwaltung ist. Inhaltlich sind Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Kernthemen anstehender Veränderungsprozesse.

Sie sind auch Sonderbeauftragter für die Modernisierung der Fortbildungslandschaft des Bundes. Wo werden Sie hier die Hebel ansetzen?
Arne Schönbohm:
Wir wollen über die Bundesakademie die bunte Landschaft der Bildungseinrichtungen koordinieren und moderieren, sodass über Skalierung gute bestehende Angebote auch allen anderen zugutekommen. Wir haben zurzeit rund 320.000 Bundesbeschäftigte, von diesen gehen bis 2030 mehr als 100.000 in den Ruhestand. Sie werden nicht einfach nachbesetzt werden, sondern die Tätigkeiten werden sich durch die digitale Transformation verändern. Ein Beispiel: Früher wurde jeder Bescheid einzeln intensiv geprüft. Künftig wird vieles automatisiert passieren, und der oder die Bundesbeschäftigte hat danach die Aufgabe der Prüfung. Die Befähigung dazu erreichen wir nur über Fortbildung, zumal gleichzeitig die Innovationskurve immer steiler verläuft.

Sind die lauter werdenden Klagen über die Stellenexplosion in den Bundesbehörden vor diesem Hintergrund also eine Phantomdebatte?
Arne Schönbohm:
Das Stellenwachstum der vergangenen Jahre ist auch eine Folgewirkung neuer Gesetze und Verordnungen, die administrativ umgesetzt werden müssen. Wenn die Politik nun feststellt, dass dies auf Dauer so nicht weitergeht, stellt sich die Frage: Wie müssen wir Verwaltung verändern und modernisieren, um mit weniger Personen zurechtzukommen? Künstliche Intelligenz wird auch hier ein unterstützender Faktor werden, während sich am Ergebnis der Leistung nichts verändert.

Könnten Sie sich vorstellen, dass Bund, Länder und Kommunen von Fortbildungen der anderen staatlichen Ebenen profitieren?
Arne Schönbohm:
Bund und Länder machen das zum Beispiel schon gemeinsam mit dem BSI bei der Fortbildung von Sicherheitsbeauftragten. Wir sind in vielen Bereichen im Austausch und wollen von den besten Lösungen profitieren, aber es gibt natürlich auch ein Trennungsgebot. Und als BAköV-Präsident ist klar: Wir sind zuständig für den Bund.

Wie ist die Resonanz auf Ihre Angebote?
Arne Schönbohm:
Im Jahr nehmen 25.000 Personen an unseren Fortbildungen teil. Hinzu kommen externe Angebote und jene von den Behörden selbst. Das läuft ganz gut. Darüber hinaus gibt es Rahmenverträge mit Partnern aus der Wirtschaft.

Gibt es ein Zeitkontingent für Fortbildungen?
Arne Schönbohm:
Der Stadtstaat Singapur gibt vor, dass alle Mitarbeiter 40 Stunden Fortbildung im Jahr machen müssen. Wir überlegen, ob wir ein Credit-Point-System einführen, um ein Mindestmaß an Fortbildung und eine Vergleichbarkeit zu gewähren. Ich erinnere mich an eine Aussage von NRW-Ministerpräsident Wüst vom August vorigen Jahres, dass die neuesten Bauvorschriften des Landes in den Kommunen nicht angewendet worden sind, weil die Beamten nicht fortgebildet wurden. Daran sehen Sie, Fort- und Weiterbildung ist die Voraussetzung für eine agile nachhaltige Verwaltung.

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