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Interview mit Präsident Dr. Alexander Eisvogel anlässlich des 45jährigen Bestehens der Bundesakademie

45 Jahre Fortbildung an der BAköV

Bild von Dr. Eisvogel

Wie fing es an?

Als im August 1969 der damalige Innenminister Ernst Benda eine kleine Behörde in Bonn gründet, ist das der Beginn des Aufbaus einer Institution. Es folgen die Ernennung von fünf Präsidenten, der Bezug verschiedener eigener Dienstgebäude - das erste 1982 in Bad Godesberg. Die Akademie wächst: Außenstellen entstehen in Berlin und in Boppard, Leitbehörden in München, Hannover und Wiesbaden. Mit den Studierenden an der FH-Bund teilt sich die BAköV seit 1998 ein modernes Campus-Gelände, dessen Architektur Offenheit und Transparenz signalisiert.Als zentrale Fortbildungseinrichtung des Bundes führt die BAköV jährlich rund 1.400 Fortbildungsveranstaltungen vom Haushaltsrecht über Führungskräfteentwicklung und IT-Schulungen bis zu EU- und internationalen Kompetenzen mit rund 16.000 Teilnehmenden durch.

Wie sieht zeitgemäße Fortbildung heute aus?

Über seine Vorstellungen von zeitgemäßer Fortbildung, die Eckpunkte seiner strategischen Neuausrichtung und sein Bild der Bundesakademie in 2020 sprach das Akademiebrief-Team mit Herrn Dr. Eisvogel, Präsident der BAköV seit 2013.

Herr Präsident, wie stellt man im Jahr 2014 die zeitgemäße Fortbildung sicher?

Es gilt, vor allem drei Aspekte zu beachten: die strategische Ausrichtung, die Bedarfsorientierung und die Qualitätssicherung des Angebots, das die Qualität der Dozentinnen und Dozenten und die Modernität unseres Instrumentariums einschließt. Wichtig ist die Orientierung am Bedarf und an den strategischen Zielen der Bundesregierung. Wir müssen am Puls der Zeit bleiben und uns mit Themen wie demografischer Entwicklung, Digitalisierung, Personal- und Führungskräfte-Entwicklung, EU-Trends und interkultureller Sensibilisierung beschäftigen. Diese Fokussierung gewährleistet, dass wir zukunftsgerichtet arbeiten. Ich sehe als eine unserer vordringlichen Aufgaben an, Trends zu erkennen und proaktiv aufzuspüren, um mittel- und langfristig planen zu können. Themenfindung spielt eine große Rolle.

Wie setzen Sie die Bedarfsorientierung um, wie erkennt man den Bedarf?

Wir gehen proaktiv vor, was zum Beispiel bedeutet, dass wir unsere Präsenz in entsprechenden Gremien erhöhen, in denen Reformvorhaben und Zukunftsstrategien entwickelt werden. Wir denken über Kooperationen mit anderen Bildungsträgern nach und vertiefen den Kontakt mit unseren Zielgruppen. Wir verstärken den Dialog mit den Behörden. Nennen möchte ich den Arbeitskreis Personalentwicklung, das Netzwerk „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ oder den „Gesprächskreis Prozessmanagement“, die Treffen der EU-Beauftragten oder das Netzwerk der IT-Sicherheitsbeauftragten, das nun ergänzt wird durch eines der betrieblichen Datenschutzbeauftragten. Wir haben Angebote flankierend zu wichtigen Vorhaben wie Digitale Verwaltung oder IT-Sicherheit und des Datenschutzes – auf nationaler wie EU-Ebene – entwickelt.
Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin, die „Transferleistung“ zu erhöhen, das heißt Behörden in ihren Initiativen unterstützen, um die Qualifikation der Beschäftigten zu gewährleisten. Wir schärfen gerade unser Beratungsprofil und identifizieren die Nachfrage. Es genügt nicht, über gute Angebote zu verfügen, die Behörden müssen sie auch kennen. Letzteres bringt mit sich, dass wir unser Fortbildungsangebot öffentlichkeitswirksam und zielgruppengenau bewerben. In den Intranets der Behörden soll man unsere neuen Angebote auf den ersten Blick sehen können, unser Akademiebrief wirbt, wir zeigen Präsenz auf Kongressen und Fachtagungen oder veranstalten selbst welche. Wir verstärken also die Kommunikation unseres Angebots an unsere „Abnehmer“ und richten unser Augenmerk dabei auch auf systematische Evaluierung eben dieser Angebote.

Als fünfter Präsident der BAköV stehen Sie vor neuen Herausforderungen: sinkende Finanzmittel und knappe personelle Ressourcen der Behörden, demographische Entwicklung, Digitalisierung der Verwaltungskultur – was setzen Sie hier entgegen?

Erst einmal möchte ich betonen, dass ich dies auch als Chance betrachte, um den Stellenwert der Fortbildung deutlich zu machen. Fortbildung wird gerade vor dem Hintergrund der skizzierten Rahmenbedingungen wichtiger. Die und der Einzelne muss sich getreu der Vorgabe des „Lebenslangen Lernens“ im beruflichen Leben ständig weiter qualifizieren. Es gilt daher, alle Möglichkeiten der Wissensvermittlung zu nutzen, von der Präsenzveranstaltung über das Lernen im europäischen und internationalen Umfeld bis hin zu Blended Learning und E-Learning sowie Stärkung des informellen Lernens. Wir wollen die Bedeutung des Lernens hervorheben und darauf hinwirken, den Mitarbeitenden die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Lernen braucht Zeit und ungestörten Raum. Diese Bedingungen und die Bereitschaft der Beschäftigten für das lebenslange Weiterlernen in der Verwaltungspraxis zu verankern, ist wichtig. Dies ist ein Beitrag dazu, dass Mitarbeitende und Führungskräfte motiviert, qualifiziert und sensibilisiert arbeiten. Denn wir alle können unsere Aufgaben und all die neuen Herausforderungen nur mit motivierten, sensibilisierten und qualifizierten Mitarbeitenden und Führungskräften schaffen. Das prägt natürlich das neue Motto unserer Akademie „Der Mensch ist Mittelpunkt“. Die BAköV ist im Übrigen in der Arbeitsgemeinschaft F an der Entwicklung der Demografiestrategie der Bundesregierung beteiligt und wirkt an Empfehlungen mit, wie der öffentliche Dienst auch in Zeiten des demografischen Wandels die hohe Qualifizierung seiner Beschäftigten, deren Gewinnung sowie Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit sicherstellen kann.

Sinkt die Bereitschaft für Fortbildung in den Behörden?

Genau dies gilt es zu verhindern! Es bedeutet eine Anforderung an uns, auch wenn es sicher keine einfache Situation für die dienstliche Fortbildung ist. In Zeiten knapper Kassen gilt umso mehr: Die Qualität und Passgenauigkeit der Angebote sind entscheidend. Dies erstreckt sich auf die Themenauswahl, auf die Erarbeitung interessanter Konzepte und nicht zuletzt auf Dozentengewinnung: Eine Veranstaltung steht und fällt mit den Lehrenden. Unsere Qualitätssicherung umfasst Initiativen im Bereich Bildungscontrolling, Vergabe, Dozentengewinnung, Prozess-Optimierung und Wissenstransfer hin zu den Behörden, letzteres vor allem mit Blick auf unsere Rolle als „Fortbildungscoach“ der Bundesverwaltung bei der Entwicklung eigener Angebote in den Ressorts und im Geschäftsbereich.

Was ist Ihre Vorstellung einer „BAköV 2020“?

Ich stelle mir die BAköV selbst als eine lernende und nicht nur lehrende Institution vor, die neue Erfordernisse der dienstlichen Fortbildung voraussieht, eigene Strategien zur Mitgestaltung des Wandels in unserer Arbeitswelt entwickelt und die Kraft hat, diese auch wirksam umzusetzen. Behörden nutzen sowohl unser Angebot wie auch unsere Kompetenz als Berater für eigene Fortbildungsinitiativen, sei es konzeptionell, in der Dozentengewinnung oder in Didaktik und Methodik. Nach eineinhalb Jahren im Amt kann ich außerdem schon sagen: Fortbildung ist äußerst spannend und sozusagen „qua natura“ ein dynamischer Arbeitsbereich, in dem ich mich selbst gern kontinuierlich auf der „learning curve“ befinde.

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