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Die Bundesakademie wird 50 Jahre

Zeit für einen Rückblick und einen Blick nach vorne

Rückblick – Am Anfang stand ein Erlass

Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) wurde am 28. August 1969 durch Erlass des damaligen Innenministers Ernst Benda als zentrale Fortbildungseinrichtung des Bundes gegründet. Grundlage war ein Beschluss des Bundeskabinetts vom 11. Juni 1969. Organisatorisch ist die Bundesakademie Teil des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.
Im Laufe der Jahre wuchs die BAköV und Außenstellen entstanden in Berlin und in Boppard, Leitbehörden in München, Hannover und Wiesbaden kamen hinzu. Ihren Sitz hatte die Akademie zunächst in Bonn-Bad Godesberg. Seit 1989 teilt sie sich mit den Studierenden an der HS Bund ein modernes Campus-Gelände.
Seit nunmehr 50 Jahren begleitet die BAköV im Rahmen der Modernisierung von Staat und Verwaltung Innovationsvorhaben der Bundesbehörden. Als zentrale Fortbildungseinrichtung des Bundes führt sie jährlich rund 1.600 Fortbildungsveranstaltungen vom Haushaltsrecht über Führungskräfteentwicklung und IT-Schulungen bis zu EU- und internationalen Kompetenzen mit über 22.000 Teilnehmenden durch.

Ausblick – Fortbildung in Zeiten von Digitalisierung, demografischen Wandel und Fachkräftemangel

Anlässlich des 50jährigen Jubiläums sprach das Akademiebrief-Team mit den Leiterinnen und Leitern der Lehrgruppen über die Schwerpunkte und Herausforderungen der Fortbildung in den nächsten Jahren.

Herr Dr. Heyder, Sie leiten die Grundsatzlehrgruppe der BAköV. Seit Jahren steigen die Veranstaltungs- und Teilnehmendenzahlen. Wie lange kann die BAköV –ohne spürbaren Personal- und Raumzuwachs- diesen Trend noch tragen und welche Formate können Abhilfe schaffen?

Dr. Udo Heyder: Es ist richtig, dass in den letzten Jahren die Nachfrage nach Fortbildung enorm gestiegen ist. Schon jetzt stößt die BAköV teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen. Ohne den angesprochenen Aufwuchs ist eine weitere Erhöhung der Veranstaltungszahlen kaum noch möglich. Wir müssen überlegen, wie wir den anhaltend hohen und in Zeiten von Digitalisierung, Internationalisierung und demografischen Veränderungen eher steigenden Fortbildungsbedarf für die Behörden zufriedenstellend decken können. Ein Ansatz kann die Unterstützung von E-Learning/ Blended Learning sein. Wir hoffen, dass wir den Rückschlag durch das vorübergehende Vom-Netz-nehmen unserer Lernplattform in diesem Jahr wieder wettmachen können. Zahlreiche neue Arbeitshilfen und Lernprogramme sind geplant. Des Weiteren setzen wir z.B. auf organisatorische Entlastungen durch Verlängerungsoptionen bei Dozentenverträgen und auf Multiplikatorenschulungen, um den Bedarf auch künftig decken zu können.

Frau Dr. Rose-Stahl, wo sehen Sie in der Fachfortbildung die wichtigsten Herausforderungen in den nächsten Jahren?

Dr. Monika Rose-Stahl: Aufgrund der Demografie und der Stellenaufwüchse in vielen Behörden steigt insbesondere der Bedarf an Einführungsfortbildung für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen ohne Verwaltungserfahrung ständig an. Der Einsatz von erfahrenen Verwaltungspraktikern und -praktikerinnen, die einen großen Teil der Fachfortbildung ausrichten, ist allerdings begrenzt. Wir können daher die Zahl der offenen Veranstaltungen und der Sonderveranstaltungen für Behörden nur bis zu einem gewissen Maß erhöhen. Die Herausforderung liegt darin, hier vermehrt technische Lernmittel zum Einsatz zu bringen, die die Dauer und Zahl von Präsenzveranstaltungen reduzieren können. Eine weitere Herausforderung ergibt sich für uns durch die zunehmende Zusammenarbeit auf EU- und internationaler Ebene. Entscheidungen mit Auswirkungen auf die Aufgabenwahrnehmung der deutschen Verwaltung werden in immer stärkerem Maße in europäischen und internationalen Organisationen und Einrichtungen vorbereitet und getroffen. Die wachsende internationale Verknüpfung und Wechselwirkung mit dem innenpolitischen Handeln erfordern hohe internationale und interkulturelle Kompetenzen, die die BAköV vermehrt vermitteln muss.

Frau Heinzen, vor Jahren galt noch „Wer sich coachen lässt, offenbart eine Schwäche“. Heute ist Coaching anerkannt als sinnvolle Unterstützung für die beruflichen sowie die persönlichen Herausforderungen und deutlich sichtbarer geworden. Welche Themen stehen im Mittelpunkt der Coachinganfragen und welche neuen Formate sind geplant?

Martina Heinzen: Coaching ist zeitökonomisch, bedarfs- und adressatenorientiert. Es unterstützt darin, passgenaue Lösungsansätze für konkrete Frage – und Problemstellung zu finden, z.B. für die individuelle Entwicklung und Potenzialentfaltung. Das Angebot richtet sich an alle Zielgruppen in der Bundesverwaltung. Coaching ist heute in den meisten Behörden als sinnvolle Unterstützung angekommen und wird immer stärker nachgefragt. Einzel-und Teamcoachings, Redecoachings/Medientrainings sowie Mediationen sind die am stärksten nachgefragten Formate. Ab 2020 wird das Coachingzentrum für oberste/obere Führungskräfte ein neues Format „Zeit für Neues – Kurzzeit-Coaching für Spitzenkräfte“ anbieten.

Frau Dr. Frantzioch-Immenkeppel, die Digitalisierung durchdringt nahezu alle Lebensbereiche – auch bzw. insbesondere die Arbeitswelt erfährt dadurch einen grundlegenden Wandel. Wie kann Fortbildung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fit machen für diesen Prozess und welche Rolle spielen dabei die Führungskräfte?

Dr. Marion Frantzioch-Immenkeppel: Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt in der öffentlichen Verwaltung in ganz erheblichem Maße. Hiervon sind alle Arbeitsplätze und damit alle Mitarbeitenden betroffen, so dass man mit Fug und Recht von einem Kulturwandel sprechen kann. Die sich vollziehenden Veränderungsprozesse haben daher notwendig unmittelbare Auswirkungen auf sämtliche Fortbildungsmaßnahmen der BAköV sowie deren Konzeptionen und Inhalte. Besondere Bedeutung kommt dabei der Führungskräftefortbildung zu, da Führungskräfte bei der Gestaltung der neuen Arbeitswelt in besonderem Maße gefordert sind – sie müssen initiieren, motivieren, moderieren, managen und coachen und tragen dabei entsprechende Verantwortung. Führungskräftefortbildung muss deshalb verstärkt über die Vermittlung von Fachwissen hinaus die Entwicklung und Stärkung übergreifender Schlüsselkompetenzen (insbesondere Kommunikations- und Sozialkompetenzen sowie strategische Kompetenzen) beinhalten. Von besonderer Bedeutung wird es zudem sein, die speziellen Bedarfe der Behörden durch maßgeschneiderte Sonderveranstaltungen zu decken.

Frau Elschner, kein Bereich ist so schnellen Entwicklungen ausgesetzt wie der der Informationstechnik. Wie finden neue Trends Einzug in Fortbildungsmaßnahmen?

Monika Elschner: Um neue Trends in der Entwicklung zur Informationstechnik, Informationssicherheit oder zum Datenschutz oder ganz aktuell zur technischen Barrierefreiheit zu erkennen, ist es für die Beschäftigten der Lehrgruppe 5 erforderlich mit allen dafür zuständigen Stellen in der Bundesverwaltung, wie z.B. mit der BMI-Abteilung DG (Digitale Gesellschaft, Verwaltungsdigitalisierung und Informationstechnik), dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit eng zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. Zusätzlich informieren sich die Beschäftigten der Lehrgruppe 5 in Zeitschriften, mit Newslettern, in Foren oder auf Messen über aktuelle Entwicklungen in der Wirtschaft.
Nur so kann insgesamt gewährleistet werden, dass politische Vorgaben, Gesetzesänderungen oder auch neue Prozesse und Technologien zeitnah in Fortbildungsmaßnahmen einfließen können.
Allerdings ist nicht alles was in der Wirtschaft funktioniert eins zu eins auf die öffentliche Verwaltung zu übertragen, sondern muss neben der Technik u.a. auch an die Begrifflichkeiten der öffentlichen Verwaltung angepasst werden.

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