Von bedarfsorientiert bis erfolgreich - Neues BAköV-Leitbild formuliert klaren Anspruch an Fortbildung
Interview in der Juni-Ausgabe 2024 des Behörden Spiegel
Datum
12.06.2024
Interview mit dem Präsidenten der Bundesakademie, Arne Schönbohm, von Frau Dr. Proll (Behörden Spiegel)
Behörden Spiegel: Herr Schönbohm, was beinhaltet das neue Leitbild der BAköV?
Schönbohm: Es bringt mehrere Aspekte zum Ausdruck. Zunächst einmal haben wir den Leitspruch entwickelt, dass die Bundesakademie die zentrale Fortbildungseinrichtung des Bundes ist und die Voraussetzung für eine agile und nachhaltige Bundesverwaltung schafft. Ferner wollen wir darstellen, warum es Spaß macht, in der Bundesakademie zu arbeiten, wie Fortbildung funktioniert und dass diese essentiell ist, um einen guten Job zu machen.
Behörden Spiegel: Warum hat sich die BAköV das Leitbild gegeben?
Schönbohm: In der heutigen digitalen Welt hat man mittlerweile alle 18 Monate ein neues Update, wie ein neues Smartphone. Die letzte Version des Leitbildes der BAköV wurde vor 22 Jahren erstellt. Es war an der Zeit, dieses zu aktualisieren. In dem Wort „Bundesakademie“ steht jeder einzelne Buchstabe für etwas. B steht für bedarfsorientiert, U steht für universell, N steht für nachhaltig, D für digital, E für engagiert. S für serviceorientiert, A für agil, K für kompetent, das zweite A für ambitioniert, D für divers, E für empathisch, M für methodenstark, I für innovativ und E für erfolgreich. So sehen wir uns selbst und so wollen wir auch von außen wahrgenommen werden. Dies ist unser Anspruch und daran wollen wir auch gemessen werden.
Behörden Spiegel: Wie setzen Sie das neue Leitbild organisatorisch um?
Schönbohm: Wir werden in Zukunft deutlich digitaler. Wenn Sie zum Beispiel einen Arbeitsweg von 30 Minuten in der Bahn haben, hören viele Menschen Podcasts. Lerne, wann und wo du möchtest. Warum sollte man nicht auch Wissenspodcasts der BAköV hören, in denen Fragen des Haushaltsrechts, der Zuwendung etc. einfach erklärt werden? Es braucht spannende Wissens-Snacks oder Knowledge Nuggets. Damit wird es auch skalierbarer. Darüber hinaus braucht es zielgruppenspezifische Lernpfade. Ich werde 55 Jahre alt, gehöre also zur Gruppe der älteren Männer. Ein 23jähriger Berufsanfänger hat andere Lernanforderungen. Das wollen wir in einer engen Kooperation mit der Wirtschaft und mit der Wissenschaft angehen.
Behörden Spiegel: Was bedeutet dies für die inhaltliche Weiterentwicklung?
Schönbohm: Unsere Aufgabe ist es, die Beschäftigten der Bundesverwaltung zu qualifizieren und auf neue Themen wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder maschinelles Lernen vorzubereiten. Wir haben allein in den letzten zehn Jahren rund 8.000 neue Verordnungen auf Bundesebene hinzubekommen. Mit dieser Entwicklung muss man nicht nur in seinem eigenen Fachgebiet, sondern auch übergreifend, Schritt halten. Das müssen wir europäisch mitdenken. Informationssicherheit, Digitalisierung, Quereinsteiger ohne juristische Vorkenntnisse müssen Grundprinzipien erlernen können. Auch Onboarding-Programme müssen im Bereich der Fortbildung anders gestaltet werden: Wie funktioniert öffentliche Verwaltung? Was ist öffentliches Recht? Wie funktionieren Zuwendungsbescheide? Was ist über das Aufenthaltsrecht in Erfahrung zu bringen? Derartige Fragestellungen werden stärker trainiert werden.
Behörden Spiegel: Wie passt das Angebot der BAköV mit der Nachfrage im Bereich digitale Kompetenzen der Bundesverwaltung zusammen?
Schönbohm: Zunächst mal bin ich sehr dankbar, dass vor drei Jahren die Digitalakademie als Speerspitze eingerichtet wurde. Wir gehen jetzt operativ in die Fortführung. Dort haben wir Digital Journeys für die Entscheider-Ebene entworfen. Die Herausforderung besteht nun darin, dies zu skalieren und – neben dem Netzwerk – auszubauen.
Behörden Spiegel: Wie hat sich die Nachfrage von Schulungen insgesamt entwickelt?
Schönbohm: Sie geht steil nach oben. Als ich mein Amt angetreten habe, standen bei uns rund 6.000 Personen auf der Warteliste. Eine der obersten Zielsetzungen für mich war, diese Wartelisten abzubauen und die Anzahl der Schulungsmaßnahmen zu steigern. Hierzu haben wir entschieden, nicht mehr alles selbst und individualisiert anzubieten, sondern mit großen externen Schulungsanbietern zusammenzuarbeiten. Die Kontrolle über den Inhalt und die Qualität der jeweiligen Schulung verbleibt bei der BAköV. Hier haben wir eine Vielzahl von Rahmenverträgen abgeschlossen. Dies gibt uns die Möglichkeit, unsere Ressourcen besser in Bereichen zu konzentrieren, in denen eine Art Einzelmanufaktur erforderlich ist. So haben wir etwa gerade ein sogenanntes „Academy Leadership Program“ für obere Führungskräfte aus verschiedenen Ressorts gestartet. Im Jahr 2023 konnte somit die Anzahl der Fortgebildeten um rund 20 % gesteigert werden.
Behörden Spiegel: Was sind die zentralen Herausforderungen für die Zukunft?
Schönbohm: Entscheidend wird sein, welcher Stellenwert dem Thema Fortbildung beigemessen wird. Ist sie schlicht ein Kostenfaktor oder bildet sie die Voraussetzung für eine agile und nachhaltige Bundesverwaltung? Wenn wir etwa über Verwaltungsmodernisierung nachdenken, dann ist die Fortbildung essenziel. Wenn wir keine Fortbildung hätten, dann hätten wir Sand im Getriebe.
Wie in anderen Branchen auch, muss in der öffentlichen Verwaltung auch die Erkenntnis gelten, dass der Mensch die entscheidende Ressource ist – mit all seinen Fähigkeiten und Eigenschaften. Ihn müssen wir fordern und fördern – auch geistig. Diese Art des Erweckens und Voranbringens brauchen wir, um eben keinen Sand ins Getriebe zu bekommen.
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